Frage zum Start:
Hast du schon einmal jemanden getroffen, der jung ist und
an Demenz erkrankt war? Wie hast du die Situation erlebt?
Einleitung:
Wenn wir an Demenz denken, haben wir oft das Bild älterer Menschen vor Augen,
die ihre Erinnerungen langsam verlieren. Doch Demenz ist kein exklusives
„Altersproblem“. Es gibt Menschen, die bereits mit 40, 50 oder sogar noch
jünger an Demenz erkrankt sind.
Diese früh einsetzende Demenz stellt Angehörige vor ganz eigene
Herausforderungen – emotional, organisatorisch und gesellschaftlich. Denn wir
haben schon erwartet, dass jemand in den besten Jahren plötzlich vergisst, wie
man den Herd bedient? 🔄
Wenn das Leben zu früh aus der Spur gerät
Junge Menschen mit Demenz stehen oft mitten im Leben:
- Sie
haben Karrierepläne, kleine Kinder, einen vollen Terminkalender.
- Sie
sind sportlich aktiv, sozial eingebunden – und dann verändert sich alles.
Für Angehörige ist das oft ein Schock:
- „Das
kann doch nicht sein.“ Er ist doch erst 45!“
- „Sie
war immer so organisiert. Wie kann sie jetzt den Weg nach Hause nicht
finden?“
Die gesellschaftliche Unsichtbarkeit dieser Form der
Demenz macht es noch schwerer. Viele Ärzte denken bei den ersten Symptomen
nicht sofort an Demenz, sondern vermuten Stress, Depression oder Burnout.
Eine kleine Geschichte: „Der Kühlschrank-Moment“ 🥛
Tom ist 38. Er hat gerade eine neue Stelle begonnen, als
ihm plötzlich immer mehr kleine Fehler passieren. Er vergisst Meetings, kann
sich nicht an PIN-Codes erinnern. Seine Frau Laura denkt zuerst: „Er ist
einfach überarbeitet.“
Eines Tages findet sie im Kühlschrank nicht das übliche Gemüse… sondern Toms
Autoschlüssel, sein Handy und – warum auch immer – eine Fernbedienung.
Sie lachen beide. „Das ist meine neue Art, die Sachen frisch zu halten“, sagt
Tom. 😄
Doch das Lachen bleibt ihnen im Hals stecken, als klar wird: Das ist mehr als
nur Stress.
Herausforderungen für Angehörige
Pflegende Angehörige von jungen Menschen mit Demenz
stehen vor einer doppelten Belastung:
- Emotionale
Herausforderung:
- Der
Partner ist noch jung – das Gefühl von „Das ist unfair!“ ist ständig
präsent.
- Die
Trauer um das „verlorene Zukunftsbild“.
- Organisatorische
Herausforderung:
- Berufliche
Verpflichtungen, finanzielle Unsicherheit, Betreuung von Kindern.
- Ein
Alltag, der sich komplett neu sortieren muss.
- Gesellschaftliche
Herausforderung:
- Wenig
Verständnis im Umfeld: „Der sieht doch fit aus!“
- Kaum
spezialisierte Angebote für junge Menschen mit Demenz.
Tipps für den Umgang mit früh einsetzender Demenz
- Akzeptanz
zulassen:
Es ist okay, wütend, traurig oder frustriert zu sein. Diese Gefühle dürfen
da sein.
- Offene
Kommunikation:
Sprich mit Freunden :innen und Familie über das, was passiert. Verstecken
hilft niemandem. 🗣️
- Routinen
schaffen:
Klare Strukturen geben Sicherheit – nicht nur der betroffenen Person,
sondern auch dir.
- Professionelle
Hilfe suchen:
Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und therapeutische Unterstützung
können den Alltag erleichtern.
- Sich
selbst nicht vergessen:
Auch wenn du für jemanden da bist: Du bist auch noch da. Deine Bedürfnisse
zählen.
Es ist okay, wütend, traurig oder frustriert zu sein. Diese Gefühle dürfen da sein.
Sprich mit Freunden :innen und Familie über das, was passiert. Verstecken hilft niemandem. 🗣️
Klare Strukturen geben Sicherheit – nicht nur der betroffenen Person, sondern auch dir.
Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und therapeutische Unterstützung können den Alltag erleichtern.
Auch wenn du für jemanden da bist: Du bist auch noch da. Deine Bedürfnisse zählen.
Wenn der Humor bleibt, auch wenn Erinnerungen verschwinden
Oft hilft Humor, um mit der neuen Realität umzugehen.
- Der
Kühlschrank wird zum „geheimen Safe“.
- Der
vergessene Einkauf zur „ungeplanten Fastenaktion“.
- Das
verlorene Handy? Vielleicht spricht es ja bald von selbst, wenn es
gefunden wird. 😂
Humor ist kein Zeichen von Respektlosigkeit. Er ist ein
Rettungsanker.
Erinnerung:
In meinem Buch „Unser Leben zu dritt, die Demenz, er
und ich“ erzähle ich von Momenten, in denen ich gemerkt habe: Nicht die
Diagnose definiert den Menschen, sondern die Verbindung, die bleibt.
Abschluss:
Demenz ist nicht nur eine Altersfrage. Sie ist eine
Herausforderung für das Herz – egal, in welchem Lebensabschnitt.
Doch auch wenn Erinnerungen verblassen: Liebe bleibt. Nähe bleibt.
Menschlichkeit bleibt. ❤️
Frage zur Interaktion:
Kennst du jemanden, der jung an Demenz erkrankt ist? Wie bist du mit der
Situation umgegangen? Oder hast du Fragen zu diesem Thema? Teile deine Gedanken
– gemeinsam finden wir Wege. 💬
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen