Freitag, 4. Oktober 2024

Wenn die Wohnung zum Labyrinth wird – Tipps für den Alltag 🧩

 



Hast du schon einmal versucht, einen Menschen von etwas zu überzeugen, der seine Schlüssel in der Mikrowelle aufbewahrt? 

Der Alltag mit einem Menschen mit Demenz ist voller kleiner, oft bizarrer Herausforderungen, die nach kreativen Lösungen verlangen. Während du versuchst, den Überblick zu behalten, gerätst du selbst oft an deine Grenzen. Aber keine Sorge – du bist nicht allein. In dieser Ausgabe widmen wir uns den kleinen Dingen des Alltags, die den großen Unterschied machen können.

Praktische Tipps:

1.     Beschriftungen & Symbole
Einfache Symbole und klare Beschriftungen helfen, Orientierung zu schaffen, ohne bevormundend zu wirken. Solche visuellen Anker können Räume strukturieren und den Menschen mit Demenz einen Wegweiser durch den Alltag bieten. Denk dabei an Symbole, die leicht verständlich sind – ein Bett für das Schlafzimmer, eine Gabel für die Küche. Das Ziel ist, einen sicheren Raum zu schaffen, der demenziell Erkrankten eine gewisse Selbstständigkeit zurückgibt. Auch Schubladen und Schränke sollten beschriftet werden, um das Suchen und Finden zu erleichtern. Für den WC-Deckel kann ein Bild oder Symbol angebracht werden, das zeigt, wie die Toilette genutzt wird. Das gibt Sicherheit und sorgt für weniger Missgeschicke.

2.     Routine als Rettungsanker
Routine gibt Halt, wenn alles andere im Chaos versinkt. Regelmäßige Abläufe geben Struktur und Sicherheit, sowohl für dich als auch für die Person mit Demenz. Etabliere kleine Rituale, die den Tag gliedern – ein Stück Kuchen um 15 Uhr, ein Spaziergang am Morgen oder die Lieblingssendung nach dem Abendessen. Wichtig ist, dass du diese Rituale immer wiederholst, damit sie zu einem vertrauten Anker im Alltag werden. Routine ist wie ein unsichtbares Netz, das auffängt, wenn der Boden unter den Füßen zu schwanken beginnt.

3.     Humor hilft heilen
Lachen ist nicht nur eine großartige Medizin, sondern auch ein Moment, der verbindet. Auch wenn es schwerfällt, manchmal hilft es, über den eigenen Schatten zu springen und die kuriosen Momente mit Humor zu nehmen. Ein Schmunzeln oder ein Lachen kann Spannungen abbauen und den Blick auf das lenken, was wirklich zählt – die gemeinsamen Augenblicke. Humor hat eine entwaffnende Wirkung und lässt uns die Herausforderungen, so bizarr sie auch sein mögen, aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Denk an die vielen Male, als der Fernseher mit der Fernbedienung fürs Garagentor verwechselt wurde – solche Anekdoten können zu echten „Heilern“ im Alltag werden.

Weitere Vorschläge für einen strukturierten Alltag:

  • Bunte Orientierungshilfen: Setze Farben ein, um bestimmte Bereiche oder Gegenstände zu kennzeichnen. Ein rotes Band um die Fernbedienung oder ein blauer Streifen an der Badezimmertür können helfen, Verwechslungen zu vermeiden. Auch farbige Klebepunkte oder Aufkleber sind nützlich, um besonders häufig benutzte Gegenstände zu markieren.
  • Vermeidung von Stolperfallen: Ein sicherer Wohnraum ist das A und O. Entferne Teppiche, die zur Stolperfalle werden könnten, und achte darauf, dass alles Wesentliche gut erreichbar ist. Möbel sollten so angeordnet sein, dass sie intuitiv genutzt werden können, und stark beleuchtete Räume bieten zusätzliche Orientierung.
  • Licht als Wegweiser: Licht kann nicht nur Atmosphäre schaffen, sondern auch Orientierung geben. Bewegungsmelder und Nachtlichter helfen, den Weg im Dunkeln zu finden, ohne dass man lange nach dem Lichtschalter suchen muss. Das richtige Licht sorgt dafür, dass Stolperfallen und Hindernisse frühzeitig gesehen werden.

Emotionale Seite:

Nicht jeder Tag ist leicht. Es gibt Momente, in denen alles überwältigend scheint und der Mut schwindet. Wichtig ist, sich daran zu erinnern, dass auch kleine Schritte und Lösungen einen großen Unterschied machen können. Einfache Anpassungen im Alltag schaffen nicht nur Struktur, sondern auch Freiräume, in denen das Leben für beide Seiten erträglicher wird.

Der Schlüssel zur Selbstfürsorge: Vergiss bei all dem nicht auf dich selbst zu achten. Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Plane Zeiten ein, die nur für dich sind – ob das ein kurzes Buch, ein Spaziergang oder ein Telefongespräch mit Freund

ist. Pflegende Angehörige laufen oft Gefahr, sich selbst zu verlieren, weil sie Tag für Tag nur für den oder die andere da sind. Doch nur wenn du selbst stark bleibst, kannst du auch die Kraft finden, weiterzumachen.

Teile deine Geschichte:

👉 Was war dein ungewöhnlichster „Schlüssel in der Mikrowelle“-Moment? Schreib mir deine Anekdoten! Diese kleinen Geschichten sind es, die uns zeigen, dass wir mit unseren Erlebnissen nicht alleine sind. Sie machen Mut und geben ein Stück des Alltagslebens wieder, das viele von uns kennen.

DU weißt, dass ich mich seit Jahren mit dem Thema befasse und in meiner ehrenamtlichen Tätigkeit voll für Angehörige von Menschen mit Demenzdiagnose einsetze. Mein Buch, "Unser Leben zu dritt, die Demenz, er und ich", erzählt von der Zeit, als ich selbst als pflegende Angehörige oft mit meinem Latein am Ende war. Genau deshalb setze ich mich für dich ein und für all jene, die mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dabei zu helfen, das Leben ein Stück einfacher zu gestalten – und wenn das bedeutet, an den entscheidenden Stellen laut und unbequem zu sein, dann bin ich es gerne.

Gemeinsam statt einsam:

In meinem Newsletter soll es nicht nur um Ratschläge gehen, sondern auch um das Gefühl, gemeinsam durch diese Situationen zu navigieren. Es gibt kein Patentrezept für den Umgang mit Demenz, aber es gibt viele kleine Wege, die wir gemeinsam entdecken können, um den Alltag leichter zu machen. Dein Austausch und deine Geschichten sind dabei genauso wertvoll wie jede Expertise. Also, mach mit und lass uns den Weg ein Stück weit gemeinsam gehen!

Feedback und Anekdoten:

Hast du Tipps oder Ideen, die dir geholfen haben? Oder vielleicht einfach eine lustige, kuriose oder berührende Geschichte aus deinem Alltag? Teile sie mit uns, denn gemeinsam lernen wir am meisten!

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