Frage zum Start: Was motiviert dich, dranzubleiben, wenn’s hart wird?
Einleitung:
Pflegende Angehörige haben einen beeindruckenden Kampfgeist, der sie
durch die härtesten Zeiten trägt. Aufgeben? Keine Option. Jeder Tag bringt neue
Herausforderungen, sei es die unvorhersehbare Laune eines geliebten Menschen,
der ständige bürokratische Kampf um Unterstützung oder die schiere Erschöpfung,
die einfach nicht weichen will. Doch ebenso gibt es die kleinen Siege –
Momente, in denen sich all die Anstrengung plötzlich auszahlt. Manchmal ist es
der erste Schritt nach einer langen Bettlägerigkeit, ein Lächeln, das man schon
fast vergessen hat, oder einfach die Tatsache, dass man wieder einen Tag
geschafft hat. Es ist ein Marathon, kein Sprint, und immer wieder heißt es:
dranbleiben.
Als Autorin und jemand, der selbst mitten in
diesem Kampf gestanden ist, kenne ich diese Momente nur zu gut. In meinem Buch
"Unser Leben zu dritt, die Demenz, er und ich" erzähle ich von den
Höhen und Tiefen, dem Gefühl der Überforderung und der inneren Kraft, die mich
immer wieder angetrieben hat. Es ist ein Weg voller Steine, doch er ist auch
gepflastert mit Mut und Liebe – genau das, was uns als pflegende Angehörige
ausmacht.
Erfahrungsbericht:
„An manchen Tagen fühlt es sich an, als würde
man gegen Windmühlen kämpfen. Die endlosen Arzttermine, der Papierkram, das
ständige Gefühl, nicht genug zu tun. Aber dann gibt es diese kleinen Momente,
wo du merkst: Heute habe ich das Beste draus gemacht. Ich erinnere mich an
einen Tag, an dem ich total erschöpft war, und mein Vater, der sonst kaum noch
spricht, sagte plötzlich: ‚Danke, dass du da bist.‘ So klein, so unscheinbar –
aber es hat mich umgehauen. Es sind genau diese Augenblicke, die mich immer weitermachen
lassen.“
Viele von uns haben ähnliche Geschichten.
Vielleicht ist es die Anerkennung, die man spürt, wenn jemand ehrlich sagt, wie
wertvoll die Unterstützung ist. Vielleicht ist es der Moment, wenn man selbst
bemerkt, wie stark man eigentlich ist. Und dann gibt es die Tage, an denen man
einfach weiß: Ich mache das Richtige, auch wenn es schwer ist.
Kleiner Fakt:
Der Großteil der pflegenden Angehörigen sagt,
dass sie es trotz allem nicht missen möchten. Es ist anstrengend, es ist
herausfordernd, aber es gibt auch eine tiefe Erfüllung, die sich schwer in
Worte fassen lässt. Eine Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP)
zeigt, dass 90 % der pflegenden Angehörigen ihre Aufgabe als sinnvoll
empfinden. Das Wissen, etwas wirklich Gutes zu tun, stärkt uns, auch wenn wir
oft an unsere Grenzen stoßen.
Strategien für den Alltag:
Damit der Kampfgeist nicht auf der Strecke
bleibt, ist es wichtig, sich kleine Pausen und Erfolge zu gönnen. Hier ein paar
Strategien, die helfen können, den Alltag zu meistern:
1. Kleine Pausen einbauen:
Selbst zehn Minuten bewusste Ruhe können einen enormen Unterschied machen. Eine
Tasse Kaffee auf dem Balkon, ein kurzer Spaziergang um den Block oder einfach
nur Augen schließen und tief durchatmen.
2. Hilfe annehmen: Wir neigen dazu, alles selbst
machen zu wollen, aber es ist keine Schwäche, um Hilfe zu bitten. Freunde,
Familie oder Nachbarn – oft hilft es schon, Aufgaben wie den Einkauf abzugeben.
3. Netzwerke nutzen: Sich mit anderen pflegenden
Angehörigen auszutauschen, kann nicht nur emotional entlasten, sondern auch
neue Perspektiven und Tipps bringen. Selbsthilfegruppen und Online-Foren sind
hier wertvolle Ressourcen.
4. Den Fokus ändern: Statt auf die Dinge zu schauen,
die nicht klappen, hilft es manchmal, bewusst die kleinen Erfolge zu feiern.
Ein guter Tag, ein gutes Gespräch – das ist es, was zählt.
5. Auf sich selbst achten:
Körper und Seele brauchen Pflege, genau wie die Person, um die du dich
kümmerst. Das kann durch kleine Rituale geschehen: ein warmes Bad, ein gutes
Buch oder ein Spaziergang in der Natur. Sich selbst zu pflegen ist keine
Verschwendung, sondern notwendig.
Motivation finden:
Wenn es hart auf hart kommt, ist es oft
schwer, den eigenen Antrieb zu finden. Vielleicht hilft es, sich zu fragen: Was
hat mich ursprünglich dazu gebracht, diese Aufgabe zu übernehmen? War es Liebe,
Verantwortung oder ein Gefühl der Verpflichtung? Wenn du dich daran erinnerst,
was dich motiviert, wird es leichter, den nächsten Schritt zu machen.
Manchmal ist der Weg das Ziel, und die
tägliche Konfrontation mit den Herausforderungen lässt uns wachsen – nicht,
weil wir müssen, sondern weil wir es wollen. Unser Kampfgeist ist nicht einfach
angeboren, er ist auch das Produkt unserer Erfahrungen und der Liebe, die wir
geben.
Schlussfrage:
Was ist dein größter Erfolg in der
Unterstützung von pflegenden Angehörigen? Teile deine Geschichte mit uns – denn
jede Erfahrung zählt, und vielleicht inspiriert sie jemanden, der gerade
dringend einen kleinen Motivationsschub braucht.
Bleib dran, bleib stark und vergiss nicht: Du
bist nicht allein auf diesem Weg.
Dieser Newsletter soll nicht nur informieren,
sondern auch motivieren. Jeder Schritt, den du machst, zeigt, wie stark und
widerstandsfähig du bist – und dafür gebührt dir Anerkennung und Dankbarkeit.
Lasst uns gemeinsam weitermachen, für all die kleinen und großen Siege, die uns
zeigen: Wir sind vielleicht müde, aber sicher nicht besiegt.
Halte deinen Kampfgeist hoch – du bist eine:r von
vielen, aber genau du machst den Unterschied!
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