Frage zum Start:
Was ist der am meisten gehörte „Song“ in deinem Alltag?
Einleitung:
Pflege hat ihren eigenen Soundtrack: Das Piepen der Medikamente, das Summen des
Rollators, das Rattern der Waschmaschine und dazwischen das leise Schnarchen
vom Pflegebett. Willkommen im Konzert des Alltags! Doch wer hätte gedacht, dass
diese Geräusche zu einem unverzichtbaren Bestandteil unseres Lebens werden? Sie
sind mal nervig, mal beruhigend, manchmal tröstlich – und sie begleiten uns Tag
für Tag.
Erfahrungsbericht:
Manchmal denke ich, ich sollte DJ werden. Meine Playlist? „Pflegende Klänge
Vol. 1“ – mit dem Klassiker: „Wo sind meine Socken?“ in Dauerschleife. Dann
gibt es die „Greatest Hits“ der Pflege: Das ständige Piepen, wenn die
Medikamentendose geöffnet wird, die Klingel, wenn Hilfe benötigt wird, und
natürlich der unaufhörliche Takt der Uhr, der uns ständig daran erinnert, dass
Zeit ein wertvolles Gut ist. Und obwohl all diese Geräusche für Außenstehende
banal klingen mögen, sind sie für uns pflegende Angehörige zu einer Art
Kommunikation geworden. Ein kurzer Pieps kann mehr sagen als tausend Worte.
Selbst das leiseste Geräusch hat seinen Platz:
Das Schnarchen aus dem Pflegebett kann abends zur beruhigenden Hintergrundmusik
werden – bis es zum Trommelfeuer mutiert und man verzweifelt nach Ohrstöpseln
sucht.
Das permanente Hintergrundgeräusch ist wie ein
unausweichlicher Soundtrack, den wir nicht einfach ausschalten können. Aber
wenn ich darüber nachdenke, welche Geräusche ich wirklich vermissen würde, dann
sind es oft die kleinen, unauffälligen Töne: Das leise Seufzen beim
Einschlafen, das sanfte Rascheln der Bettdecke oder das zufriedene Murmeln im
Schlaf. Diese Geräusche erinnern mich daran, warum ich das alles mache – weil
ich jemanden liebe, der meine Unterstützung braucht.
Kurioses Wissen:
Geräusche beeinflussen unser Wohlbefinden stärker, als wir denken. Forschungen
haben gezeigt, dass bestimmte Geräusche beruhigend wirken können, während
andere das Stresslevel in die Höhe treiben. Ein sanftes Schnarchen kann
beruhigend sein – solange es nicht so laut ist, dass man gezwungen ist,
Ohrstöpsel zu verwenden. Auf der anderen Seite kann ein ständiges Piepen, etwa
von medizinischen Geräten, Stress auslösen und den Schlaf stören. Studien
zeigen, dass Lärmbelästigung nicht nur auf die Ohren geht, sondern auch den
Herzschlag und die Atmung beeinflussen kann. Unser Gehirn nimmt Geräusche auf
und verarbeitet sie unbewusst, sodass sie unsere Stimmung und unser
Wohlbefinden direkt beeinflussen.
Interessanterweise gibt es sogar
wissenschaftliche Ansätze, die den Klang von Alltagsgeräuschen zur Therapie
nutzen. Klangtherapien, in denen Geräusche gezielt eingesetzt werden, um
Entspannung zu fördern, zeigen, wie stark akustische Reize unser emotionales
Gleichgewicht beeinflussen können. Vielleicht sollten wir das Schnarchen also
nicht nur als nervtötendes Hintergrundgeräusch betrachten, sondern es als
potenzielle Entspannungstechnik in unsere Pflege-Soundtrack-Liste aufnehmen –
mit einem Augenzwinkern, versteht sich.
Zusätzliche Ideen und
Vorschläge:
1. Geräusche als Erinnerungen:
Töne und Klänge können mächtige Erinnerungen hervorrufen. Manchmal reicht das
Knistern von Plastiktüten, um mich an alte Einkaufstouren mit meiner Mutter zu
erinnern, bevor die Demenz unser Leben übernahm. Überlege einmal, welche
Geräusche dich an besondere Momente erinnern – und welche du am liebsten
ausblenden würdest.
2. Die „leisen“ Momente schätzen:
Im Pflegealltag ist es selten wirklich ruhig. Aber diese wenigen Augenblicke,
in denen nur das leise Ticken der Uhr und das eigene Atmen hörbar sind, können
wahre Erholung bedeuten. Ein Tipp: Nimm dir bewusst Zeit, diese Momente zu
genießen – sie sind kostbar.
3. Der Dialog der Geräusche:
Oft ist es hilfreich, sich den eigenen Pflegealltag als einen Dialog
vorzustellen – zwischen den verschiedenen Geräuschen, die uns umgeben. Das
Schnarchen deines Angehörigen, das Klingeln des Telefons, das Brummen des
Kühlschranks – sie erzählen alle ihre eigene Geschichte. Welche Geschichte
erzählen die Geräusche in deinem Zuhause?
4. Geräuschtherapie ausprobieren:
Wie wäre es, bewusst beruhigende Geräusche in den Alltag zu integrieren? Es
gibt spezielle Playlists mit Naturgeräuschen, die als Hintergrundmusik laufen
können, um für Entspannung zu sorgen. Manchmal genügt das sanfte Plätschern
eines Baches oder Vogelgezwitscher, um eine kleine Auszeit vom Stress zu
schaffen.
5. Die Stille aushalten lernen:
Nicht jedes Geräusch ist willkommen, aber auch die Stille kann herausfordernd
sein. Viele pflegende Angehörige berichten, dass sie die Stille nach dem
Verlust eines geliebten Menschen als besonders bedrückend empfinden. Das zeigt,
wie sehr wir uns an den Soundtrack des Pflegealltags gewöhnt haben – ob wir es
wollen oder nicht.
Schlussfrage:
Welche Geräusche definieren deinen Alltag – und welche könntest du gut
weglassen?
Diese Betrachtung zeigt, wie eng Geräusche und
Gefühle im Pflegealltag miteinander verwoben sind. Unsere „Playlist“ ist oft
chaotisch, aber sie ist auch einzigartig und erinnert uns daran, dass wir
Menschen sind, die lieben, sich kümmern und manchmal einfach nur eine Pause
brauchen. Halte inne und überlege: Welche Töne möchtest du in deinem Soundtrack
behalten, und welche würdest du gerne durch ein bisschen Ruhe ersetzen?
Danke, dass du dabei bist – in diesem Konzert
des Alltags, das manchmal laut, manchmal leise, aber immer authentisch ist.
Singen wir schnell gemeinsam in unseren Köpfen
unser Lieblingslied.
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