Frage zum Start: Hast du dich jemals gefragt, wie man lernen
kann, Stück für Stück loszulassen, ohne dabei den Halt zu verlieren? 🤔
Vielleicht hast du ja schon eigene Wege gefunden, damit umzugehen.
Im Pflegealltag mit einem demenziell erkrankten Menschen ist
Loslassen eine konstante Herausforderung. Es ist ein Prozess des Abschieds auf
Raten – Abschied von vertrauten Verhaltensweisen, Erinnerungen und manchmal
auch von der Person, die man einst kannte. Doch gleichzeitig bedeutet Loslassen
nicht aufgeben, sondern akzeptieren, was ist, und das Beste daraus machen.
Warum Akzeptanz so wichtig ist
Demenz verändert nicht nur den betroffenen Menschen, sondern
auch das Leben aller, die ihn begleiten. Die Realität anzunehmen, wie sie ist,
ohne ständig zu kämpfen oder zu hadern, kann enorm entlastend sein. Akzeptanz
heißt, die Situation zu sehen, wie sie ist, und nicht, wie man sie sich
wünscht. Das bedeutet nicht, dass man aufhört zu hoffen, sondern dass man
aufhört, gegen das Unvermeidliche anzukämpfen.
Durch Akzeptanz wird der Blick frei für die positiven
Momente – ein Lächeln, ein gemeinsamer Augenblick der Ruhe oder einfach die
Tatsache, dass man füreinander da ist. 🌼
Praktische Tipps für das Loslassen
- Im
Hier und Jetzt leben: Konzentriere dich auf den Moment. Was zählt, ist
das Jetzt – nicht das, was war, und nicht das, was kommen wird. Atme
bewusst durch und sei präsent. 🧘♂️
- Erinnerungen
bewahren: Auch wenn dein Angehöriger sich nicht mehr an alles
erinnert, kannst du die gemeinsamen Erinnerungen festhalten. Ein Fotobuch
oder ein Tagebuch hilft, schöne Momente zu bewahren.
- Rituale
des Abschieds schaffen: Kleine Rituale können helfen, schrittweise
loszulassen. Das kann ein abendliches Gebet sein oder das bewusste
Zurücklegen eines Gegenstands, der nicht mehr gebraucht wird.
Eine kleine Geschichte zum Loslassen, die mir eine Anruferin erzählt hat:
Ich erinnere mich an einen Nachmittag, als ich verzweifelt
versuchte, meinem Vater zu erklären, dass er nicht zum längst geschlossenen
Geschäft gehen kann, das er früher oft besucht hatte. Er verstand es nicht, und
ich merkte, wie mein Frust wuchs. Schließlich sagte ich: „Okay, Papa, wir gehen
hin.“ Wir gingen spazieren, und irgendwann lenkte ich ihn auf einen anderen
Weg. Er schien zufrieden, und ich lernte: Manchmal muss man nicht alles
erklären oder richtigstellen. Manchmal reicht es, einfach mitzugehen.
Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie befreiend es sein kann,
nicht immer recht haben zu müssen. Loslassen bedeutet oft, den eigenen Anspruch
auf Kontrolle aufzugeben – und das ist okay.
Humor als Helfer beim Loslassen
Ja, auch beim Loslassen kann Humor helfen. Manchmal sind es
die absurden Momente, die einen zum Schmunzeln bringen und die Schwere nehmen.
Ein humorvoller Umgang mit schwierigen Situationen bedeutet nicht, dass man sie
nicht ernst nimmt – es bedeutet, dass man sich erlaubt, leichter damit
umzugehen. 😊
Die emotionale Seite des Loslassens
Loslassen ist ein emotionaler Prozess, der Zeit braucht. Es
ist völlig in Ordnung, Trauer, Wut oder Hilflosigkeit zu empfinden. Wichtig
ist, diese Gefühle zuzulassen und nicht zu verdrängen. Sprich mit anderen
darüber oder schreibe deine Gedanken auf. Manchmal hilft es, sich selbst
bewusst zu sagen: „Ich mache das Beste, was ich kann.“ 💪
Auch wenn es paradox klingt: Loslassen kann Nähe schaffen.
Indem du aufhörst, an alten Vorstellungen festzuhalten, kannst du dich mehr auf
das konzentrieren, was noch möglich ist. Es geht nicht darum, alles zu
vergessen, sondern darum, den Moment zu leben.
Ein Blick in meine Erfahrung
In meinem Buch „Unser Leben zu dritt, die Demenz, er und
ich“ 📖 erzähle ich von den vielen Momenten, in
denen ich lernen musste, loszulassen – von Erwartungen, von Plänen und manchmal
auch von der Idee, alles unter Kontrolle zu haben. Heute unterstütze ich andere
Angehörige in meiner ehrenamtlichen Tätigkeit dabei, diesen Prozess zu
bewältigen. Denn Loslassen ist keine Schwäche, sondern eine Kunst, die wir alle
lernen können.
Fazit: Loslassen als neue Form der Verbundenheit
Loslassen bedeutet nicht, sich zu entfernen, sondern eine
neue Form der Nähe zu finden. Es heißt, die Dinge anzunehmen, wie sie sind, und
trotzdem weiterzugehen – Schritt für Schritt. Akzeptanz und Humor können dabei
wertvolle Begleiter sein.
Frage zum Schluss: Welche Rituale oder Strategien helfen
dir, loszulassen? Teile deine Erfahrungen – denn manchmal können gerade die
kleinen Geschichten Mut machen. 💬🌿
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